Lesung in der Alten Turnhalle, Lohr am Main, 12. Juli 2017

Ein charmantes Treffen von Literatur und Musik

Wenn Dichtung und Musik zusammentreffen, entsteht etwas Wunderbares. Davon konnten sich am Mittwochabend die mehr als 80 Zuhörer in der Alten Turnhalle in Lohr überzeugen. Organisiert hatte die musikalische Lesung mit dem Titel „Lesefrüchte: Eine Reise durch Main-Spessart“ die Verlegerin und Autorin Sabine Fiedler-Conradi (Lohr) gemeinsam mit der Autorin Barbara Wolf (Karlstadt) und der Stadtbibliothek. Acht Mitglieder der „Autorengruppe Main-Spessart“ und des Literatenkreises „Der Schreibtisch im Spessart“ trugen einen bunten Mix aus nachdenklichen, humorvollen und philosophischen Erzählungen vor. Der Pianist Daniel Herzig begleitete die Veranstaltung mit wohlgewählten Musikstücken am Flügel und am Keyboard.
Besonders anrührend der Text „Dar Tisch“ der verstorbenen Klara Karg aus Zellingen, den Barbara Wolf im fränkischen Dialekt vorlas. Dabei beobachtet die betagte Erzählerin mit Wehmut, wie im Hof der alte schwere Holztisch der Familie zu Brennholz zerhackt wird. Erinnerungen steigen in ihr hoch, an die Freude und das Leid, das sie über Jahrzehnte an diesem Tisch erlebt hatte. An längst vergangene Zeiten knüpfte auch Peter Gröbner (Frammersbach) mit der „Kleffelsgasse“ von Max Weigand (geb. 1909) an. Ganz anders dagegen Detlev Stupperich, der bei seinen skurrilen Ergüssen über das Wort „Err-Aaah-Uuh-Emm“ (Raum) bühnenreifes komödiantisches Talent bewies. Sylvia Ludwig wählte besinnlichere Texte und empfahl den Zuhörern auf Frammerschbocherisch den „Sommer“ zu genießen. In ihrer Abhandlung „Irchendwann – Irchendwu“ erfährt ein junges Mädchen, wie wunderschön die Welt außerhalb der engen Dorfgrenzen ist. Über „Die Sache mit der Zeit“ sinnierte Inge Frankenberger (Lohr) und stellte dabei unter anderem fest, dass man nicht bestraft wird, wenn man jemandem die Zeit stiehlt, oder sie gar totschlägt. Elfriede Jakob-Komianos (Lohr) las neben dem Kurzkrimi „Bittermandelöl“ von Lydia Gröbner auch die kleine Erzählung „Ein ganz gewöhnlicher Tag“ aus eigener Feder vor. Barbara Wolf amüsierte das Publikum mit den Anekdoten „Der unmögliche Kellner“ und „Einmal Paris“, die demnächst zusammen mit den Beobachtungen von Marga Eisenacher „Im Biergarten“ der Bayrischen Schanz im neuen Band von „Allerhand ... Wirtshausgeschichten“ zu lesen sein werden. Gleich zu Beginn der Veranstaltung erklärte Sabine Fiedler-Conradi anhand der Erzählung „Der Umzug“ von Jürgen Herbert (Neustadt), warum man Bücher anständig behandeln sollte und warum es sich lohnt, lesen zu lernen.


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